Skandal: ÖRV-Ass Madeleine Egle verpasst nach Missed Tests und Sperre die Olympischen Winterspiele 2026 in Cortina, Italien.
Madeleine Egle lässt nach Sperre Zukunft offen.
Madeleine Egle hat 2023 drei Dopingkontrollen verpasst. Sie erhält rückwirkend mit erstem März 2025 eine Sperre für 20 Monate. Eine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2026 in Cortina d’Ampezzo ist damit der ÖRV-Athletin nicht möglich. In weiterer Folge schließt sie auch ein Karriereende nicht aus.
„Ich hätte nie mit einer derart harten Bestrafung gerechnet, meine Karriere liegt gefühlt in Trümmern, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Es war schon während des Verfahrens eine psychisch ungemein schwere Zeit, vor allem die Hearings waren sehr belastend, ich habe mich phasenweise gefühlt wie eine Schwerverbrecherin. Umso wichtiger ist mir in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass ich nie gedopt habe und alle Kontrollen in meiner Karriere negativ waren. Ja, ich habe Fehler gemacht, da meine im ADAMS hinterlegten Aufenthaltsinformationen im Detail nicht korrekt angegeben waren und als Missed Tests bewertet wurden. Das Kontrollsystem, so wichtig es auch ist, hat allerdings seine Tücken, auch was die App betrifft, bei der es immer wieder Schwierigkeiten mit dem Zugriff gab. Ich bin eine im Top Segment kategorisierte Athletin, die damit strengeren Regeln unterliegt und strikter kontrolliert wird. Ich habe die Verpflichtung, jeden Tag eine Stunde (Slot Time) erreichbar zu sein und mich an einem bestimmten Ort zu befinden, sowie drei bis fünf regelmäßige Tätigkeiten anzuführen, bei denen man mich auffinden kann – beispielsweise beim Training, an der Universität oder bei der Physiotherapie. Zusätzlich dazu muss man jeden Tag den Ort angeben, wo man übernachtet. Hierbei soll man das Programm bereits 3,5 Monate im Voraus ausfüllen, kann es dann aber bei etwaigen Änderungen wieder anpassen“,
sagte Madeleine Egle.
Auf herausfordernde Zeit folgt ungewisse Zukunft.
Nach einer Verfahrensdauer von knapp 20 Monaten weiß Madeleine Egle damit endlich, woran sie ist. Die zweifache Olympia-Medaillengewinnerin hatte am 21. August 2025 ihren 27ten Geburtstag. Die 27-Jährige blickt nun auf eine psychisch extrem herausfordernde Zeit zurück und einer ungewissen Zukunft entgegen. Ob die Tirolerin nach Ablauf der Sperre in den Eiskanal zurückkehrt, ist offen.
„Keine Frage, ich muss mir den Vorwurf machen hier nachlässig und zu sorglos gehandelt zu haben. Der ursprünglich vorgesehene Sanktionszeitraum von 3,5 Jahren hat mich völlig aus der Bahn geworfen, die Abmilderung des Strafausmaßes ist natürlich ein gewisser Lichtblick, aber unterm Strich bleibt die Tatsache, dass mir die Teilnahme an den Olympischen Spielen verwehrt bleibt. In Sportarten wie der meinen, wo du nicht das große Geld machst und kaum eine Bühne hast, sind die Olympischen Spiele das Maß aller Dinge. Ich habe hart darauf hingearbeitet, der Medaillentraum war realistisch, jetzt ist er geplatzt. Die Enttäuschung darüber ist schwer in Worte zu fassen. Es ist auch Wut dabei, denn für mich ist es einfach ungerecht“,
sagte die ÖRV Athletin Madeleine Egle.
Es gibt Unverständnis und Enttäuschung
Am ersten Februar 2024 erhielt Madeleine Egle von der NADA Austria eine schriftliche Verständigung. Darin stand, Madeleine Egle habe am 20. Dezember 2023 eine Kontrolle (Missed Test) versäumt. Die Beschuldigte übermittelte daraufhin am 28. Februar 2024 einen Überprüfungsantrag an die Unabhängige Schiedskommission (USK). Sie hatte damit die Entscheidung der NADA Austria vom ersten Februar 2024 angefochten.
„Wir wissen, dass Madeleine Egle eine saubere Athletin ist. Sie hat Fehler gemacht, aber keine die das Urteil, auch wenn das Ausmaß final reduziert wurde, auch nur ansatzweise rechtfertigen. Strafe muss sein, keine Frage, aber in diesen Dimensionen, das ist ein Wahnsinn. Wir haben im ÖRV alle Möglichkeiten ausgeschöpft und uns aus Überzeugung für die Sache und eine gerechte Sanktion eingesetzt. Ich bin selber Mitglied der FIL-Exekutiv-Kommission und natürlich emotional befangen, aber wir haben hier aus meiner Sicht eine Sportlerin der internationalen Rodel-Familie schlichtweg im Stich gelassen. Es ging nie darum eine Strafe zu umschiffen, sondern ein faires Urteil zu bewirken. Davon kann keine Rede sein. Wir müssen unsere Partnerschaft und Rolle innerhalb des Internationalen Rodelverbandes hinterfragen und werden intern erörtern welche Maßnahmen zu treffen sind“,
sagte ÖRV-Präsident Markus Prock.
Dritter Missed Test der Tirolerin 2023 bestätigt.
Die USK bestätigte am 21ten Februar 2025, nach zwei Anhörungen und Untersuchungsdauer von fast einem Jahr, das Urteil der NADA. Damit erfolgte auch die Bestätigung des dritten Missed Test der Tirolerin im Jahr 2023. Anschließend übermittelte die, im Auftrag des Internationalen Rodelverbandes, International Testing Agency (ITA), den Entscheidungsentwurf. Dort hieß es, sämtliche, seit 20ten Dezember 2023, erzielte Erfolge sind abzuerkennen. Dieser Entscheidungsentwurf sei mit wirtschaftlichen Sanktionen und einer Sperre von 24 Monaten verbunden. Der Internationale Rodelverband (Fédération Internationale de Luge) hatte die Möglichkeit, das Strafausmaß zu hinterfragen und zu korrigieren. Aber er akzeptierte in erster Konsequenz diesen Entscheidungsentwurf.
Neuer Entscheidungsentwurf folgte.
Madeleine Egle nahm den Entscheidungsentwurf nicht an. Sie intervenierte bei der ITA ob der Unverhältnismäßigkeit hinsichtlich des Strafausmaßes und des Sanktionszeitraumes von 3,5 Jahren. Der Österreichische Rodelverband übte in der Folge Druck aus. Nach einer weiteren Sitzung der FIL- Exekutive ersuchte der Internationale Rodelverband die ITA den Entscheidungsentwurf neu zu überdenken.
Verlust einer wichtigen ÖRV Leistungsträgerin.
Ein nunmehr neu vorliegender Entscheidungsentwurf sieht zwar eine Reduzierung der Sperre auf 20 Monate vor. Zudem werden die, seit 20. Dezember 2023 erzielten Erfolge und gewonnenen Medaillen, unter anderem der EM-Titel von 2024, nicht aberkannt. Madeleine Egle bekam aber den Rat auf einen weiteren Einspruch und Intervention beim Internationalen Sportgerichtshof zu verzichten. Da es eine finanzielle Zusatzbelastung ohne Aussicht auf Erfolg sei, damit akzeptierte sie diesen neuen Entscheidungsentwurf.
„Ich empfinde eine 20-monatige Sperre verglichen mit dem, was des Dopings überführte Sportler:innen zuletzt an Strafen ausgefasst haben, als unverhältnismäßig und hochgradig unfair. Es macht den Anschein, dass hier in der Entscheidungsfindung und Beurteilung eine Linie fehlt. Es war naiv zu glauben, dass sich die internationale Rodel-Familie für die Sache und Fairness einsetzt und nicht ausschließlich ihre Eigeninteressen wahrt. Meine Sperre ist für die Konkurrenz in Hinblick der Olympischen Spiele 2026 sicherlich eine gute Nachricht, so funktioniert das Business eben. Das ist unglaublich bitter, aber leider die nüchterne Realität. Mir ist auch bewusst, dass mein Statement und meine Meinung nichts an den Sanktionen ändern, aber ich möchte nicht schubladisiert und als gedopte Sportlerin wahrgenommen werden. Das entspricht einfach nicht den Tatsachen. Aktuell fühle ich eine große Leere, muss Abstand gewinnen und das alles erst sacken lassen. Vielleicht ist es das Ende meiner Karriere, ich kann einen Rücktritt vom Profisport jedenfalls nicht ausschließen“,
sagte Madeleine Egle.
Dritte Olympiateilnahme in Folge bleibt Madeleine Egle verwehrt.
Die Team-Welt- und Europameisterin sowie 16-fache Weltcupsiegerin hatte in ihrer Karriere bei über 50 Dopingkontrollen tatsächlich keinen positiven Test abgegeben. Dennoch bleibt ihr aufgrund der Missed Tests und ausgesprochenen Sperre eine dritte Olympiateilnahme in Folge verwehrt. Für Madeleine Egle und dem österreichischen Rodelteam ist es eine absolute Hiobsbotschaft. Die österreichischen Kunstbahn-Asse müssen bei den Winterspielen im Februar 2026 im Einzel- und Teambewerb ohne ihre vermeintlich stärkste Athletin antreten.
Es gibt harte Bestrafung für Verwaltungsfehler.
„Madeleine wird nicht für ein Dopingvergehen, sondern für Verwaltungsfehler brutal hart bestraft. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen, das kann und darf nicht sein. Ich bin vor allem vom Verhalten der FIL extrem enttäuscht. Sie sagen zwar immer, dass wir eine große Rodel-Familie sind, aber davon sind wir weit entfernt. Die Entscheidungsträger in den einzelnen Organen haben ihre nationale Brille auf und sind juristisch alles andere als Experten. Trotzdem haben sie es besser gewusst als die beratenden Anwälte und sind ihrer Verantwortung, eine ihrer Athletinnen vor einer ungerechten Strafe zu schützen, aus meiner Sicht einfach nicht nachgekommen. Madeleine tut mir extrem leid, es ist extrem bitter für sie und es ist natürlich auch ein schwerer Dämpfer für das Nationalteam und den heimischen Rodelsport. Wir verlieren in Hinblick Cortina 2026 nicht nur eine wichtige Leistungsträgerin, sondern auch eine absolute Führungspersönlichkeit. Es ist einfach ungerecht und sehr frustrierend“,
sagte ÖRV-Cheftrainer Christian Eigentler.
Textquelle und Fotocredit: Dominic Marsano, ÖRV / Media. Foto: Madeleine Egle 2023, (c) FIL_DZALBS.