Als Pionierin des Schweizerischen Frauenfußballs hat die mittlerweile 71-jährige Walliserin Madeleine Boll Geschichte geschrieben. Die Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz ist noch bis 17. August 2025 im FIFA Museum im Zürich öffentlich zu sehen.
Die ehemalige Spitzenfußballerin ist bei der Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte des Schweizer Frauenfußballs in Zürich.

Titel zur Meisterin und zur Cupsiegerin auch in der höchsten Spielklasse gewonnen
Madeleine Boll war im Jahr 1965 die erste lizenzierte Frau im Schweizer Fußball und spielte später, nachdem ihr kurz darauf die Lizenz wieder entzogen wurde, äußerst erfolgreich in der italienischen Serie A der Frauen Fußball. Sie erzielte dabei zwei Mal den Titel zur Meisterin und ein Mal den Titel zur Cupsiegerin, sowie zwei Mal Meisterin und zwei Mal Cupsiegerin in der höchsten Schweizerischen Spielklasse.
14 Länderspiele für die Schweizerische National Fußball Elf gespielt
Als Zeitzeugin berichtet die schweizerische Fußball Pionierin Madeleine Boll über ihre persönlichen Erfahrungen als Frau im Fussball in den 60er und 70er Jahren in einem Video-Interview, das online hier im SRF-Film vom 19. April 2020 zu finden ist. Der Film ist mit „Belächelt, beschimpft, bejubelt – 50 Jahre Frauenfußball in der Schweiz“ betitelt. Im Jahr 1970 gründeten in der Schweiz junge Frauen eine eigene Liga. Noch heute erzählt die schweizerische Fußball Pionierin mit Begeisterung und Humor von ihrer lebenslangen Leidenschaft über ihre schlanke, elegante Silhouette.
Madeleine Boll spielte als erstes Mädchen in einem Jungenteam
Die Walliserin Madeleine Boll spielte bereits in ihrer Kindheit als erste Mädchen offiziell für ein Jungenteam. Sie ist im Jahr 1953 in Granges, im Kanton Wallis, aufgewachsen und erhielt im Jahr 1965 als erste Schweizerische Fußballerin mit zwölf Jahren die Spiellizenz vom SFV, Schweizer Fußballverband.
Der Erfolg des Frauenfußballs wächst
„Ja, ich glaube, ich habe dazu beigetragen, die Leute davon zu überzeugen, dass auch Mädchen Fußball spielen können. Noch heute fällt mein Name oft, wenn über das Thema gesprochen wird“,
sagte Madeleine Boll, die schweizerische Pionierin im Frauenfußball.
Lange Zeit vernachlässigt, wächst der Erfolg des Frauenfußballs von Jahr zu Jahr. So ist auch die Zahl der registrierten Spielerinnen in der Schweiz von 4000 im Jahr 1990 auf heute über 30.000 gestiegen. Die Schweizerische Frauen National Elf nahm im Sommer 2023 in Australien und Neuseeland an ihrer zweiten WM teil und sind im Sommer 2025 in der Schweiz als Gastgeberin dabei. Sie schieden erst im Viertelfinale der EM 2025 vs. die spanischen Weltmeisterinnen knapp aus.
Schweizer Verband schenkte der Pionierin einen Teller als Trost
Da ihr damals das Fußballspielen wieder verboten wurde schenkte ihr der Schweizer Verband als Trost einen Teller. Als ihr im Alter von 12 Jahren die Lizenz entzogen wurde, ging es ihr jedoch einfach darum, wieder spielen zu dürfen. 60 Jahre später findet in ihrem Heimatland die Europameisterinnenschaft statt, dabei war zu erkennen, dass für sie die Entwicklung des Frauenfußballs in ihren Augen noch nicht abgeschlossen ist.
Die Walliserin durfte damals vor einem Europacup-Spiel des FC Sion mit den C-Junioren spielen. Ihre Geschichte ging dabei um die Welt. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) entzog ihr darauf die Lizenz, weil damals nur Jungen Fussball spielen, für Mädchen sei es zu gefährlich, habe ein Arzt dem Verband attestiert. In der Folge erhielt sie als Zwölfjährige vom Verband einen Holzteller.
FC Sion Féminin gegründet
In Sion gründete Madeleine Boll gemeinsam mit drei anderen Mädchen den Klub, der später zum FC Sion Féminin wurde, während ihrer Zeit in Italien, ging es in der Schweiz voran. Beim ersten inoffiziellen Länderspiel der Schweizerinnen im Jahr 1970 lief sie selbstverständlich ebenfalls auf, und auch bei den ersten offiziellen Länderspielen ab 1972.
Delegationschefin nach ihrem Karriereende
Im Jahr 1978 beendete sie im Alter von 25 Jahren ihre Fußball Karriere. Sie arbeitete dennoch sowohl beim Walliser als auch beim Schweizerischen Fussballverband weiter, begleitete die Nationalteams der Frauen bis 2011 als Delegationschefin. Madeleine Boll hat also die gesamte Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz mitbekommen und geprägt.
Ihre Begeisterung und Leidenschaft für den Sport ist geblieben
Als 71-Jährige berichtet die Pionierin dabei mit viel Freude und voller Elan über ihre Geschichte und die Entwicklung des Frauenfußballs.
60 Jahre später befindet sich im FIFA-Museum in Zürich der Teller als ein Teil der Pop-Up-Ausstellung "Here to Play – The History of Women’s Football in Switzerland". Die Geschichte des Frauenfussballs in der Schweiz ist noch bis am 17. August 2025 öffentlich zugänglich. Das Maskottchen der EM 2025, die Maddli, ist dort zu sehen. Der Name des Maskottchens ist eine Hommage an die Pionierin Madeleine Boll.
„Diese beiden Objekte zeigen eigentlich meine ganze Geschichte“,
sagte die Pionierin Madeleine Boll.
Die Austragung der Europameisterinnenschaft 2025 in der Schweiz sieht die Pionierin als Geschenk
Es macht sie dabei besonders stolz, dass die Austragung von drei Spielen sogar in Sion erfolgten.
Frauenfußball ist fernsehtauglich
Prisca Steinegger absolvierte in der Zeit zwischen 1996 und 2008 55 Länderspiele als Innenverteidigerin. Sie sagte über die Entwicklung des Frauenfußballs in der Schweiz:
„Taktisch und technisch hat der Fussball eine Riesenentwicklung gemacht. Er ist fernsehtauglich geworden und dadurch hat sich auch das mediale Interesse deutlich vergrößert“,
sagte Prisca Steinegger.
Das Niveau der Spielerinnen verbesserte sich auch in der Schweiz durch frühere Förderung und besseres sowie strukturierteres und häufigeres Training.
Die 47-jährige ehemalige Schweizerische Nationalteamspielerin Prisca Steinegger hofft nun, dass der Effekt durch die EM noch einmal verstärkt werden kann.
„Mein grosser Wunsch wäre, dass jedes Mädchen und jede Frau, die Fussball spielen möchte, das auch kann, entsprechend ihren Fähigkeiten gefördert wird und groß träumen darf. Dafür braucht es jedoch die Infrastruktur und das Personal – also Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und Funktionärinnen. Dies ist gerade in der Schweiz der Knackpunkt. Da sind wir am Limit, nicht nur bei den Mädchen. Ich hoffe, dass wir da bereit sind, wenn nach der EM hoffentlich noch mehr Frauen und Mädchen spielen wollen“,
sagte Prisca Steinegger.
Der Fussball muss professionalisiert werden.
Die Schweizerische Fußball Pionierin Madeleine Boll hat klare Vorstellungen, was passieren muss, damit die Entwicklung des Frauenfußballs auch in der Schweiz weiter vorangetrieben und der Rückstand im Vergleich zu anderen Ländern aufgeholt werden kann.
„Es muss noch mehr investiert und der Fussball professionalisiert werden. Wir verlangen von den Mädchen viel, unter anderem viermal die Woche zu trainieren. Deshalb müssen die Spielerinnen anständig bezahlt werden“,
sagte die Pionierin Madeleine Boll.
Die ehemalige Schweizerische Nationalspielerin und Turnierbotschafterin Lara Dickenmann sagte:
„Maddlis Energie, Leidenschaft und Begeisterung für den Fußball verkörpern den Geist dieses Turniers und unser wunderschönes Land auf perfekte Art und Weise. Ich bin davon überzeugt, dass sie junge Fans in ganz Europa in ihren Bann ziehen wird, und ich kann es kaum erwarten, wie sie den Fans im Rahmen dieses einzigartigen Turniers in der Schweiz Freude und Begeisterung nahebringt“,
sagte Ex-Spielerin Lara Dickenmann.
Foto- und Textquelle: Swiss Sports History, Historisches Seminar, Universität Luzern, Frohburgstrasse 3, CH-6002 Luzern.